ENTSTEHUNG

Bauchspeicheldrüsenkrebs – auch Pankreaskarzinom genannt – kann in allen drei Drüsenabschnitten auftreten. Am häufigsten treten Tumore jedoch im Pankreaskopf (70%) auf, gefolgt von Körper (20%) und Schwanz der Bauchspeicheldrüse (10%).

Tumore entstehen dabei hauptsächlich im exokrinen Drüsenanteil (95%) und nur in seltenen Fällen im endokrinen Drüsenanteil (5%). Da endokrine Tumore deutlich langsamer wachsen, haben sie auch eine bessere Prognose als exokrine Tumore.4 Die folgenden Informationen beziehen sich daher hauptsächlich auf die sogenannten exokrinen duktalen Adenokarzinome der Bauchspeicheldrüse. Bei diesem Karzinom, das von den drüsenbildenden Teilen des Gewebes ausgeht sind vorwiegend die Gänge innerhalb der Bauchspeicheldrüse betroffen.

Bis heute lässt sich bei vielen Betroffenen im Nachhinein nicht feststellen, was ihre Erkrankung ausgelöst hat. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich ein Pankreaskarzinom ungefähr 12-14 Jahre vor den ersten Symptomen und der Diagnose entwickelt.5 Aus großen Beobachtungsstudien kennt man zwar einige Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken, erhöhen – diese finden sich jedoch längst nicht bei allen Betroffenen.

Zu den bisher wissenschaftlich fundierten Risikofaktoren gehören vor allem Rauchen (2- bis 5-fach höheres Erkrankungsrisiko) und Übergewicht. Ein erhöhter Alkoholkonsum ist vermutlich kein ursächlicher Risikofaktor, möglicherweise aber eine durch Alkoholmissbrauch häufig induzierte chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis). Darüber hinaus könnten aber auch Vorerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Entfernung des Magens), Umweltschadstoffe, Ernährung (fleisch- und fettreiche Kost) und erbliche Faktoren eine Rolle spielen.

Tritt in einer Familie bei zwei oder mehr Verwandten ersten Grades ein gesichertes Pankreaskarzinom auf, empfiehlt sich eine Beratung an einem Spezialzentrum, um ein familiäres Auftreten abzuklären.

SYMPTOME

Bauchspeicheldrüsenkrebs verursacht in den frühen Erkrankungsstadien keine oder nur relativ uncharakteristische Beschwerden. Daher wird der Tumor meist erst spät entdeckt und 90% der Betroffenen befinden sich zum Diagnosezeitpunkt bereits in einem fortgeschrittenen Stadium. Klinische Beschwerden (Symptome) treten häufig erst auf, wenn der Tumor so groß geworden ist, dass er die Funktion der Bauchspeicheldrüse stört oder wenn er bereits auf benachbarte Organe wie Magen, Zwölffingerdarm, Leber oder Bauchfell übergegriffen hat.

Die Symptome eines Pankreaskarzinoms können grob 4 Bereichen zugeordnet werden:

  • Beeinträchtigungen der Funktion der Bauchspeicheldrüse: dazu zählen Verdauungsbeschwerden (wie z.B. Appetitlosigkeit, unerklärlicher Gewichtsverlust, Blähungen, Fettstühle und Durchfälle) häufig in Kombination mit einem Druckgefühl im Oberbauch und eventuell ein neu entdeckter Diabetes mellitus als sogenanntes Erstsymptom (besonders bei jüngeren Patienten).
  • Einwachsen des Tumors in benachbarte Organe (Gallenwege, Zwölffingerdarm, Magen) oder in die großen Bauchgefäße (Pfortader, Eingeweidearterien): engt der Tumor den Gallenweg ein, der durch den Pankreaskopf verläuft, kommt es zu einer Abflussbehinderung des in der Leber produzierten Gallensaftes. Aufgrund des fehlenden Gallensaftes wird die Fettverdauung im Darm gestört und der Stuhlgang wird heller als gewohnt und ist schmierig, klebrig oder glänzend und unangenehm riechend (sogenannter Fettstuhl). Der im gestauten Gallensaft enthaltene Farbstoff Bilirubin gelangt in der Folge vermehrt ins Blut und lagert sich im Körper ein. Dies führt häufig zu einer Gelbverfärbung des Augenweißes und der Haut, einem Juckreiz der Haut und einer Braunfärbung des Urins als Folge einer vermehrten Bilirubinausscheidung über die Nieren. Diese Symptome werden auch unter dem Begriff Gelbsucht (Ikterus) zusammengefasst. Kommt es durch eine Ausbreitung des Tumors zu einer Behinderung der Magenentleerung oder einer Einengung des Zwölffingerdarms, treten Symptome wie z.B. Übelkeit, Appetitlosigkeit, Druckgefühl im Oberbauch bis hin zu zunehmendem Erbrechen auf.
  • Einwachsen des Tumors in das in unmittelbarer Nähe der Bauchspeicheldrüse gelegene Nervengeflecht auf Höhe des 1. und 2. Lendenwirbels: möglicherweise treten hier Rückenbeschwerden als Erstsymptome auf, die zunächst leicht als Wirbelsäulenbeschwerden fehlgedeutet und behandelt werden.
  • Ausbreitung (Metastasierung) des Tumors innerhalb der Bauchhöhle und/oder in die Leber, in benachbarte Lymphknoten oder in entferntere Organe wie Lunge und Knochen: als häufigste Beschwerden einer Ausbreitung auf Lymphknoten oder Leber treten Druckgefühl und Schmerzen im Oberbauch auf. Ein fortschreitender Funktionsausfall der Leber kann von Gelbsucht (Ikterus) und zunehmender Leistungsschwäche bis hin zu einer späteren Bewusstseinstrübung (Leberkoma) führen. Als häufigste Beschwerde einer Ausbreitung auf den Bauchraum (Peritonealkarzinose) kommt es durch eine Wasseransammlung (Ascites) zu einem zunehmenden Bauchumfang. Weiters kann es durch die systemische Wirkung freigesetzter Pankreasenzyme auf die Blutgerinnung auch zu Thrombosen in entfernten Venen, z.B. den Beinvenen kommen (sogenanntes paraneoplastisches Syndrom). Gerade bei älteren Patienten mit plötzlich auftretender Beinvenenthrombose ohne entsprechende Vorgeschichte sollte daher auch an ein Pankreaskarzinom gedacht werden.

Da viele der genannten Symptome jedoch nicht eindeutig auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hinweisen und auch andere, „harmlosere“ Ursachen haben können, ist eine gute Differentialdiagnose so wichtig.

Je früher ein Pankreaskarzinom entdeckt wird, desto besser ist die Prognose!

 


4American Cancer Society Website 2016: Pancreatic cancer survival by stage. http://www.cancer.org/cancer/pancreaticcancer/detailedguide/pancreatic-cancer-survival-rates, date of access 01.03.2016.

5Yachida S et al. Distant metastasis occurs late during the genetic evolution of pancreatic cancer. Nature 2010;467: 1114-17.